Logis­tik­kids

Eine Akti­on für Schü­ler und Kita-Kin­der

Wie genau kom­men Spiel­zeug oder Lebens­mit­tel aus Asi­en und Süd­ame­ri­ka zu uns nach Hau­se? Vie­le Erwach­se­ne wür­den sich schwer damit tun, das ver­ständ­lich zu erklä­ren. Kin­der der Katho­li­schen Grund­schu­le Im Emscher­bruch in Gel­sen­kir­chen und des Evan­ge­li­schen Kin­der­gar­tens in Her­be­de haben die kniff­li­gen Auf­ga­ben aus­ge­zeich­net gemeis­tert. Beim Wett­be­werb Logis­ti­kids schaff­ten sie es auf Platz eins. Garr­elt Duin (SPD), Wirt­schafts­mi­nis­ter von Nord­rhein-West­fa­len, mach­te sich ganz klein, um mit den Kin­dern auf dem Sie­ger­fo­to um die Wet­te zu lächeln. Nicht leicht für den Zwei-Meter-Mann, der dafür tief in die Knie gehen muss­te. Er tat es gern. Denn Duin ist Schirm­herr des Ideen­wett­be­werbs des Logis­tik­clus­ters NRW und der Ruhr-Indus­trie- und ‑Han­dels­kam­mern (IHK).

18 Kitas und zehn Grund­schu­len aus dem Ruhr­ge­biet nah­men ver­gan­ge­nes Jahr an der drit­ten Auf­la­ge des Wett­be­werbs teil. Jeweils drei von ihnen wur­den aus­ge­zeich­net. Sie erhiel­ten Urkun­den, Geld­prei­se und auch ganz kind­ge­recht ein Bob­by­car aus den Hän­den des Minis­ters – teils wur­den die Aus­zeich­nun­gen mit einem Schmu­se­tier im Arm ent­ge­gen­ge­nom­men. „Die stei­gen­de Zahl der Teil­neh­mer an dem Wett­be­werb macht deut­lich: Mit Logis­ti­kids wur­de ein Nerv getrof­fen“, bemerk­te Duin in sei­ner Lau­da­tio vor mehr als 110 Teil­neh­mern einer Ver­an­stal­tung des Logis­tik­clus­ters NRW in Essen. Das Logis­tik­land NRW müs­se sich bes­ser ver­mark­ten, und dabei kön­ne man nicht früh genug anfan­gen, sag­te der Minis­ter schmun­zelnd. Tat­säch­lich traf er einen emp­find­li­chen Punkt. Das Image der Bran­che, die unter Fach­kräf­te­man­gel lei­det, ist durch­aus ver­bes­se­rungs­wür­dig.

„Hin­ter dem Wett­be­werb steckt die Idee, bereits ganz jun­gen Men­schen die viel­schich­ti­gen Sei­ten der Logis­tik nahe­zu­brin­gen“, erläu­tert Kers­tin Groß, stell­ver­tre­ten­de Lei­te­rin des Geschäfts­be­reichs Ver­kehr und Umwelt der IHK Mitt­le­res Ruhr­ge­biet. Als Initia­to­rin des Wett­be­werbs ist sie qua­si die Mut­ter der Logis­ti­kids: „Wir haben ganz klein ange­fan­gen, und von Jahr zu Jahr wächst die Zahl der Spon­so­ren und der Teil­neh­mer.“ Es sei ein Erfolg und eine Bestä­ti­gung, dass damit die Logis­tik aus der Nische für Fach­leu­te her­aus­kom­me und ins täg­li­che Bewusst­sein gelan­ge: „Und das nicht erst, wenn sich wie­der alle über den LKW-Stau auf­re­gen oder Bür­ger­initia­ti­ven die Neu­an­sied­lun­gen von Logis­tik­fir­men ver­hin­dern wol­len.“

Die Lie­fer­ket­te als Brett­spiel

„Wo kommt der Kakao her, und wie kommt er auf unse­ren Früh­stücks­tisch?“ und „Wie kommt mein neu­es Spiel­zeug zu mir nach Hau­se?“ lau­te­ten die Auf­ga­ben für Kita­grup­pen und Grund­schul­klas­sen. Man­che Kin­der dreh­ten einen Film, ande­re kom­po­nier­ten ein Lied: Mit „Logo, Logis­tik!“ sorg­te die Gemein­schafts­grund­schu­le Van-Gogh-Stra­ße aus Duis­burg für Begeis­te­rung im Publi­kum und lud zum Mit­sin­gen ein. Der Song hat zwar das Zeug zum Hit, schaff­te es aber nicht ganz auf den ers­ten Platz. Die Sie­ger der Katho­li­schen Grund­schu­le Im Emscher­bruch in Gel­sen­kir­chen bau­ten drei­di­men­sio­nal und äußerst detail­liert auf einer Kar­te die Lie­fer­ket­te für das neue Spiel­zeug – natür­lich einen Ted­dy – nach. Von der Fabrik in Chi­na aus­ge­hend wer­den die ein­zel­nen Sta­tio­nen und Wege der Sup­p­ly Chain gezeigt. Dabei nutz­ten die Kin­der vie­le Mate­ria­li­en aus dem All­tag, etwa blaue Folie für das Meer. Auf Platz drei lan­de­te die Grund­schu­le Bier­baum aus Lüden­scheid mit einer Bil­der­se­rie.

Die elf Vor­schul­kin­der des Evan­ge­li­schen Kin­der­gar­tens Her­be­de in Wit­ten hol­ten den ers­ten Platz mit einem Wür­fel­spiel, das den Trans­port­weg des Kakaos bis auf den Früh­stücks­tisch nach­voll­zieht. „Mit ihrem krea­ti­ven und klas­se recher­chier­ten Brett­spiel haben die Kin­der nicht nur selbst die Logis­tik­welt ken­nen­ge­lernt, son­dern sie auch jedem ande­ren Kind nahe­ge­bracht“, so die Begrün­dung der Jury. Die Fünf- und Sechs­jäh­ri­gen konn­ten gleich­zei­tig viel erle­ben – ech­ten Kakao ein­kau­fen, kos­ten und ent­de­cken: Der kommt ja aus Bra­si­li­en!

Aus klei­nen Jute­säck­chen gestal­te­te Figu­ren wan­dern über die Spiel­fel­der: Auf dem Rücken eines Esels geht es von der Plan­ta­ge in die Stadt, mit dem LKW wei­ter zum Hafen, auf dem Schiff nach Euro­pa, mit der Eisen­bahn in die Fabrik und wei­ter per LKW in das Zen­tral­la­ger. Schließ­lich lan­det der Kakao im Super­markt und in der Küche des Kin­der­gar­tens.

Auf Platz zwei kam die Kita St. Lud­ger aus Moers mit einer Modell­kuh und selbst gemal­ten Wand­bil­dern in LKW-Form. Die Kita­kuh soll nun auch neu­en Kin­dern der Tages­stät­te zei­gen, dass Milch nicht aus dem Super­markt kommt. Platz drei erreich­te die Kita St. Mariae Him­mel­fahrt Mari­en­baum aus Xan­ten. Die Kin­der dort haben einen Bild­band erstellt.

Auch in die­sem Jahr wird es den Wett­be­werb wie­der geben. Das The­ma lau­tet: „Vom Baum in die Fla­sche bezie­hungs­wei­se in den Tetra­pak: Wie kommt der Apfel­saft zu uns in die Kita?“ Und für die Grund­schu­len: „Die Rei­se der Rosen. Wie ist der Weg aus den Anbau­ge­bie­ten bis zu uns in den Blu­men­la­den?“

Logis­ti­kids wird unter­stützt von zahl­rei­chen Unter­neh­men und Insti­tu­tio­nen wie Boges­tra, Dach­ser, Defru Logis­tik, Dui­sport, Gilog, HCR, Ikea, Lueg, Spe­di­ti­on Rede­mann, Rhen­us Logi­stics, Segro, WM Group und dem Spe­di­ti­ons- und Logis­tik­ver­band VVWL. „Die Unter­neh­men fin­den das rich­tig gut“, sagt Initia­to­rin Groß. Über Mund­pro­pa­gan­da kön­ne jeder Mit­ar­bei­ter dafür Wer­bung in Kitas und Grund­schu­len machen. Minis­ter Duin emp­fiehlt die Akti­on jeden­falls wei­ter: „Das ist eine Idee nicht nur für Nord­rhein-West­fa­len, son­dern für ganz Deutsch­land.“

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