Deutschlands Energiedrehscheibe Nummer eins kann Nachhaltigkeit. Der JadeWeserPort, einziger Tiefwasserhafen in Deutschland, ist zertifiziert für sein Umweltmanagement und unternimmt vieles mehr, um CO2-Emissionen zu minieren. Ein Streifzug.
von Tim-Oliver Frische
Umweltauswirkungen zu erkennen und Lösungen zu finden – dafür haben die JadeWeserPort-Gesellschaften über alle Unternehmensbereiche hinweg Umweltziele definiert. Zu den signifikanten Aspekten gehören: Luftschadstoffemission, Wasseremission und ‑qualität, Abfallmanagement, Verschmutzung des Erdreiches, Auswirkungen auf Lebensräume und Biotope, Lärm- sowie Lichtemission.
Keine Überraschung ist, dass der Mobilitätsbereich bei den JadeWeserPort-Gesellschaften einen Anteil an CO2-Emissionen erzeugt. Bei der Beschaffung neuer Dienstwagen, basierend auf dem Leasing-Prinzip, um technologische Innovationen nicht zu verpassen, finden daher ökologische Gesichtspunkte besondere Beachtung. Der Fuhrpark basiert auf dem Carsharing-Modell, Einzelfahrten gilt es zu vermeiden und die Notwendigkeit von Dienstfahrten generell zu überprüfen. So konnten im Zeitraum von 2015 bis 2020 die gefahrenen Kilometer von über 60.000 pro Jahr auf circa 25.000 reduziert werden, was über den genannten Zeitraum eine Reduzierung des CO2-Ausstoßes von insgesamt fünf Tonnen bei fünf Fahrzeugen ausmacht. Zur Unterstützung der Verkehrswende steht auch eine öffentlich zugängliche Ladesäule für E‑Pkw am Dienstleistungszentrum bereit.
„ENERGY STAR“ Bevorzugt
Ebenfalls integriert wurde der komplexe Bereich der Informationstechnologie. Um den Energieverbrauch zu reduzieren, wird bei notwendigen Neuanschaffungen von IT-Geräten daher auf Labels und Zertifikate, wie zum Beispiel den „Energy Star“, der besonders energieeffiziente Produkte auszeichnet, Wert gelegt.
Einen Beitrag zur Reduzierung der CO2-Emissionen kann auch die intelligente Nutzung von Softwarelösungen sein. An der Stelle kommt ein individuelles Programm zum Einsatz, das Energie-Monitoring-System. Um die Energieflüsse im Hafen zu erfassen und Optimierungspotenziale auszuloten, hat der JadeWeserPort in Kooperation mit Niedersachsen Ports eine Datenbank aufgebaut, die die Energiedaten der einzelnen Verbraucher strukturiert erfasst. In diese Software muss der Anwender lediglich die Energiedaten eintragen. Sämtliche weiteren Informationen werden automatisch von dem System berechnet, dokumentiert und in einer zentralen Datenbank hinterlegt. Nahezu alle Verbraucher vom mobilen Arbeitsgerät bis zu Hafeninfrastrukturanlagen können auf diese Weise erfasst werden.
Nach diesem Prinzip werden zudem auch alle Energieträger, die beim JadeWeserPort zum Einsatz kommen, aufgezeichnet: Strom, Erdgas, Treibstoff. Durch regelmäßige Kontrollen konnten die Verbräuche gezielt gemanagt, Energieeffizienzpotenziale ausgearbeitet und seit 2016 kontinuierlich gesenkt werden. Im Vergleich der Jahre 2015 und 2020 bilanziert sich die Ersparnis auf mehr als 100.000 Kilowattstunden.
PERS-Zertifizierung überwacht Umweltmanagement
Das Umweltmanagement in Deutschlands einzigem Container-Tiefwasserhafen JadeWeserPort Wilhelmshaven erlangte in den Jahren 2015, 2018, 2020 und 2022 eine PERS-Zertifizierung. Das Port Environmental Review System ist ein Instrument zur Analyse und Überwachung des Umweltmanagements in Häfen. Ausgestellt werden diese Zertifikate von der internationalen Organisation EcoPorts, die bestimmte Anforderungen an das Umweltmanagement des Hafens richtet. Im Fokus dieser Ansprüche stehen hierbei organisatorische und rechtliche Aspekte, sowie bauliche Anpassungen von vorhandener Hafeninfrastruktur zur Generierung effizienterer Logistikketten. Schwerpunkte bilden die ergriffenen Projekte für den Umweltschutz und die Reduzierung von Umweltbelastungen durch den Hafen. Zu diesen Handlungsfeldern gehört auch die Gewährung von Hafengeldrabatten für besonders emissionsarme und damit umweltfreundliche Schiffe. Bereits seit Inbetriebnahme des Standorts an der Jade (2012) wird der ESI-Rabatt (Environmental Ship Index) den Reedereien angeboten. Dieser gibt Auskunft über die Umweltleistung von Schiffen im Hinblick auf luftverunreinigende Emissionen sowie CO2. Häfen und andere nautische Dienstleister weltweit können den Index zur Entlohnung von Schiffen und somit zur Förderung der Nachhaltigkeit in der Schifffahrt heranziehen. Bis 2021 konnte 241 Schiffen ein ESI-Rabatt gewährt werden.
Mit Senkelektranten Abgase reduzieren
Im Truck Service Center des GVZ stehen für den Fall des Standbetriebs von Kühlfahrzeugen 27 Stellplätze mit Anschluss an Senk elektranten zum Umspannen von Dieselbetrieb auf eine Stromversorgung zur freien Verfügung. Mit diesem kostenfreien Angebot leistet der Hafen einen nicht unerheblichen Beitrag zur Reduzierung von Abgasemissionen. Auch bei Eis- und Schneewetterlagen muss die Nutzbarkeit der Weichen in der Vorstellgruppe des GVZ sichergestellt sein. Hier kommt eine Beheizung ins Spiel. Darum kümmern sich die Mitarbeitenden des Stellwerks manuell, und zwar nur bei den tatsächlich erforderlichen Weichen, um keine unnötige Energie zu verbrauchen.
BMDV-Forschungsprojekt 2020 gestartet
Zwecks Minimierung des Dieselverbrauchs bedarf es dreierlei: Anpassung einer konventionellen Lok, der Gleisanlagen im GVZ und der Managementsoftware für den Bahnbetrieb. Im Mai 2020 ist das vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) im Zuge des Förderprogramms für Innovative Hafentechnologien (IHATEC) mit 2,35 Millionen Euro begünstigte Forschungsprojekt RangierTerminal4.0 gestartet. Nachdem Testfahrten mit der Lokomotive des Projektpartners Westfälische Lokomotiv-Fabrik Reuschling (WLH) am Unternehmenssitz Hattingen stattgefunden haben und die technische Ausstattung abgeschlossen ist, wird die Lok in diesen Wochen in Wilhelmshaven erwartet, um Erprobungsfahrten unter Realbedingungen zu absolvieren. Nach der vollzogenen Elektrifizierung Ende des Jahres soll die Lokomotive die heutigen Aufgaben der dieselbetriebenen Version übernehmen. Die Automatisierung der Rangiervorgänge soll dazu beitragen, die Effizienz und die Auslastung des Hafens zu steigern. An dem Projekt sind neben dem JWP und WLH auch die Technische Hochschule Nürnberg (THN), dbh Logistics IT AG (dbh) und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt, Institut für Verkehrssystemtechnik (DLR) beteiligt. Das Projekt läuft noch bis Mai 2023.
Roland Umschlag entlastet die Straße
Immens wichtig für jeden Hafenstandort ist der Verkehrsträger Bahn. Der Transport der Container per Bahn ist in der Gegenüberstellung mit einem beladenen Lkw deutlich umweltschonender und entlastet die Situation auf der Straße. Den ersten Container, des gerade in Betrieb genommenen CT Wilhelmshaven, hat die Bremer Roland Umschlagsgesellschaft für kombinierten Güterverkehr im September 2012 auf die Schiene zu ihrem Terminal in Bremen geschickt. Auf der Strecke zwischen Wilhelmshaven und Bremen mit einer Distanz von rund 110 Kilometern lassen sich so 141 Kilogramm an CO2 einsparen. Ein Ganzzug, beladen mit 50 Containern der Größe 40 TEU würde gegenüber dem Lkw insgesamt 7.050 Kilogramm CO2 einsparen. Dies entspricht einem Gesamtvolumen von 14.000 Kilogramm je Zugeinheit. Christoph Holtkemper, Geschäftsführer von Roland Umschlag kommentiert: „Diese Zahlen sind das Ergebnis eines Gutachtens der TU Berlin, in Auftrag gegeben vom Netzwerk Europäischer Eisenbahnen (NEE) und dem Verband der Güterwagenhalter in Deutschland (VPI). Demnach könnte ein Drittel aller CO2-Emissionen durch die Verlagerung auf die Schiene eingespart werden. Aktuell fahren wir mindestens fünf Züge die Woche auf der Relation zwischen Bremen und Wilhelmshaven und können eine wöchentliche Einsparung von 70 Tonnen CO2 bilanzieren. Das sind auf das Jahr gerechnet 3.500 Tonnen CO2. Im nächsten Jahr wollen wir unser Angebot auf der Strecke noch ausweiten und möglichst paarige Verkehre aufbauen“, kündigt er an.
Forschungsprojekt Rangierbetrieb im GVZ
Auf der JadeWeserPort-eigenen Bahninfrastruktur spielen die Möglichkeiten zur Optimierung des Energiebedarfs eine große Rolle. Das Forschungsprojekt „RangierTerminal4.0“ aus dem Themenfeld der innovativen Hafentechnologien erprobt den Einsatz einer automatisierten Rangierlokomotive auf der Hafenbahn im Güterverkehrszentrum. Der vollautomatisierte Rangierbetrieb für Containerzüge soll zum einen die Fahrten nach den Anforderungen des Containerumschlags, des Bahnbetriebs und aus Umweltgesichtspunkten optimal aufeinander abstimmen und zum anderen die erforderlichen Kommunikations- und Informationsprozesse anpassen.
GVZ
• Status GVZ seit 2009
• Platz 16 unter den europäischen GVZ in der jüngsten Rangliste der Deutschen GVZ-Gesellschaft mbH (DGG), Platz 6 in Deutschland und Platz 1 in Niedersachsen
• Gesamtfläche 160 Hektar
• Ca. 110 Hektar sind aktuell verpachtet/unter Vertrag
• Etwa 50 Hektar haben den Status reserviert oder in Verhandlung
• 16-gleisige Vorstellgruppe, 24/7 Betrieb, trimodal angebunden, Truck Service Center mit Tankstelle und Senkelektranten für Kühlfahrzeuge, 311 kostenfreie Parkplätze, auch für Gigaliner, Zoll- und Grenzkontrollstelle direkt vor Ort
Eurogate Container Terminal
• Terminalfläche 130 Hektar
• 1.725 Meter Kajenlänge
• 700 Meter Wendebecken
• 8 Containerbrücken (Lieferung zweier weiterer Brücken im Frühjahr 2023, 16 im Endausbau)
• KV-Terminal mit 6 Gleisen und 3 Portalkränen
• 18 Meter Wassertiefe
• Kapazität 2,7 Mio. TEU/p. a.
• Umschlag 01–09/2022: 485.000 TEU