Die beste zur Persönlichkeit passende Wahl ist entscheidend, um in der Logistik erfolgreich durchstarten zu können. Unsere Checkliste und die Beschreibung diverser Hochschularten, Studienformen und ‑gänge können dabei helfen.
von Prof. Claus Muchna, Kerstin Zapp und Tim-Oliver Frische

Immens gewachsen ist die Zahl der Studiengänge, die gute Möglichkeiten für eine Karriere in der Logistikbranche bieten. Nicht alle tragen dabei das Wort „Logistik“ im Titel. Die Auswahl des individuell am besten geeigneten Angebots ist darüber hinaus auch deshalb alles andere als einfach, weil die Anbieter sehr unterschiedlich sind: stärker forschungsorientiert wie Universitäten, eher anwendungsorientiert wie Fachhochschulen oder private Einrichtungen. Außerdem besteht die Möglichkeit, Praxisphasen in das Studium zu integrieren oder es berufsbegleitend durchzuführen. Zwei Dinge fallen auf: Am stärksten wächst der Bereich der dualen Studiengänge. Studierende gewinnen dabei durch Praxisphasen im Unternehmen oder die Teilnahme an einer dualen Berufsausbildung mit dazugehöriger Prüfung früh Einblicke in die reale Arbeitswelt.
Die Checkliste bietet eine Hilfestellung bei der richtigen Wahl. Überdies ist zu empfehlen, Quellen wie Broschüren, Websites und Forenbeiträge zu nutzen sowie Messen, Informationsveranstaltungen und Vorlesungen zu besuchen.
Claus Muchna ist Professor für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre. Er war in dieser Funktion tätig an der Hamburger Fern-Hochschule. Zudem war er Studiengangsleiter für den MBA-Studiengang General Management sowie das duale Studium Logistik-Bachelor. Im kleineren Umfang bleibt er als Lehrender und als Autor der Logistik erhalten.
Checkliste
für die richtige Studiengangswahl
HOCHSCHULE
1. Handelt es sich um eine Hochschule in staatlicher Trägerschaft beziehungsweise ist die private Hochschule staatlich anerkannt?
2. Vermittelt der (private) Träger der Hochschule einen soliden Eindruck?
3. Sofern ein Bildungsträger, der nicht den Status einer Hochschule hat, den Studiengang einer (ausländischen) Hochschule anbietet, sollte nachgefragt werden, wie die Zusammenarbeit (Lehre, Prüfungen, wissenschaftliche Arbeiten) erfolgt und welchen unmittelbaren Kontakt man zu der Lehre und den Lehrenden der betreffenden Hochschule erlangt.
4. Ist der Studiengang akkreditiert und sind eventuelle Auflagen möglichst bereits erfüllt worden? Dies kann unter www.akkreditierungsrat.de für jeden Studiengang eingesehen werden.
5. Liegt bei Fernstudiengängen eine ZFU-Zulassung vor? Die Staatliche Zentralstelle für Fernunterricht nimmt eine grundsätzliche Qualitätsprüfung vor und stellt sicher, dass bestimmte Standards der Geschäftsbedingungen eingehalten werden.
6. Sofern Studiengebühren (besonders bei privaten Hochschulen) anfallen, sollten detailliert alle Gebührenelemente nachgefragt werden (Vollständigkeit, Transparenz). Auch die Zahlungsweise (Raten) und Regelungen der Kündigung sind zu beachten.
STUDIENGANG
7. Welche Kerninhalte zur Logistik enthält das Curriculum des Studiengangs (mit welcher betriebswirtschaftlichen beziehungsweise technischen Ausrichtung)? Eine Maßgröße kann der Anteil der Credit Points (CP) an der Gesamtzahl der CP sein, der eindeutig Logistiklehrinhalten zugeordnet werden kann. Dies sollte unabhängig davon analysiert werden, ob der Studiengang als Logistikstudiengang bezeichnet ist.
8. Ist der Studiengang mit Supply Chain Management (SCM) bezeichnet, sollte geprüft werden, ob der inhaltliche Bezug zur Logistik den eigenen Vorstellungen zu den Studieninhalten hinreichend entspricht, denn SCM wird sehr unterschiedlich definiert.
9. Gibt es Wahlmöglichkeiten innerhalb des Studiengangs, aufgrund derer das inhaltliche Profil des Studiums (flexibel, auch im späteren Verlauf des Studiums) gestaltet werden kann?
10. Werden in dem Studiengang neben der Logistik auch hinreichend grundlegende betriebswirtschaftliche oder technische Kompetenzen (je nach Ausrichtung des Studiengangs) vermittelt, um der Querschnittsfunktion der Logistik gerecht werden zu können und für die berufliche Entwicklung eine breitere Kompetenzbasis zu erlangen?
11. Inwieweit ist der Studiengang berufs‑, praxis‑, handlungs- oder forschungsorientiert ausgerichtet und entspricht damit der individuellen Neigung?
12. Beim berufsbegleitenden Studium sollte das Studienkonzept (ob Abendunterricht, Selbststudium, Online-Lernen oder entsprechende Kombinationen) detailliert erfragt und mit der eigenen Lernerfahrung (Neigung und Fähigkeit) abgeglichen werden. Zudem sollte nachgefragt werden, welcher zeitliche Studienaufwand erforderlich ist, um in der Regelstudienzeit das Studium zu absolvieren. Auch dies sollte mit den eigenen Rahmenbedingungen abgeglichen werden.
13. Beim dualen Studium sollte nachgefragt werden, wie die inhaltliche und organisatorische Abstimmung der zwei oder drei Lernorte (Unternehmen, Berufsschule, Hochschule) erfolgt und ob ein Berufsabschluss der Kammer erlangt wird (werden kann). Wichtig ist auch, wie die Praxisanteile vertraglich abgesichert und geregelt sind (zum Beispiel Ausbildungs‑, Praktikums- oder Studienvertrag).
MASTERSTUDIENGANG
14. Beim Masterstudium sind die Zulassungsvoraussetzungen der Hochschule zu klären. Muss eine nach dem ersten Studienabschluss erworbene (wie qualifizierte?) Berufserfahrung vorliegen? Nach welchen Kriterien erfolgt gegebenenfalls bei begrenzter Studienplatzzahl die Auswahl?
15. Grundsätzlich sollte sich ein Interessent für ein Masterstudium fragen, ob dieses der fachlich-spezifischen Vertiefung (in einem Logistik-Masterstudiengang) oder einer breiteren Ausrichtung der Kompetenzbasis (etwa hinsichtlich der Managementkompetenzen in einem MBA-Studium) dienen soll.
