Jobs in der Logis­tik

Logis­tik ist abwechs­lungs­reich, span­nend und alles ande­re als ein­tö­nig. Wer hier Kar­rie­re machen möch­te, der soll­te fle­xi­bel sein und ein gewis­ses Orga­ni­sa­ti­ons­ta­lent besit­zen. Dafür bie­ten die Unter­neh­men jede Men­ge Ent­wick­lungs­mög­lich­kei­ten.

Offe­ne Räu­me, gemüt­li­che Couch­ecken, unter­schied­li­che Treff­punk­te und Bespre­chungs­be­rei­che, kei­ne fes­ten Arbeits­plät­ze – das klingt nach einem IT-Start­up-
Unter­neh­men oder gar nach einem der gro­ßen Inter­net­gi­gan­ten. Doch weit gefehlt: Die­se
Arbeits­at­mo­sphä­re genie­ßen die Mit­ar­bei­ter bei Hell­mann World­wi­de Logi­stics. Der Logis­tik­dienst­leis­ter schuf in einem alten, ehe­ma­li­gen Getrei­de­spei­cher neue Arbeits­wel­ten mit offe­nen, inte­grie­ren­den Platt­for­men, ohne dass inne­re Gren­zen ent­ste­hen. Für das inno­va­ti­ve Büro­ge­bäu­de erhielt der Logis­tik­kon­zern sogar die Aus­zeich­nung „Best Office Award“. Das zeigt, wie inno­va­tiv und gestal­tend Logis­tik­un­ter­neh­men sein kön­nen.

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Die Kom­bi­na­ti­on von offe­nen Berei­chen, Grup­pen­ar­beits­plät­zen und Ein­zel­be­rei­chen ist bei Hell­mann gewollt. Foto: Hell­mann

Mit der Archi­tek­tur demons­triert Hell­mann auch, wie es nach außen hin wir­ken will: offen, kom­mu­ni­ka­tiv, inno­va­tiv. Gleich­zei­tig deu­tet es an, dass die Beschäf­tig­ten über die glei­chen Eigen­schaf­ten ver­fü­gen. Mit­ar­bei­ter, die neu bei Hell­mann anfan­gen, soll­ten jene des­we­gen auch mit­brin­gen. Das gel­te im All­ge­mei­nen für die gan­ze Bran­che, urteilt Diet­mar Prümm, Part­ner und Lei­ter des Bereichs Trans­port und Logis­tik beim Bera­tungs­un­ter­neh­men PwC, und fügt noch ein paar ande­re Eigen­schaf­ten hin­zu: „Da fast jedes Unter­neh­men der Bran­che in inter­na­tio­na­len Märk­ten agiert, soll­ten Bewer­ber mobil sein, über gute Fremd­spra­chen­kennt­nis­se ver­fü­gen und auf­ge­schlos­sen gegen­über ande­ren Län­dern und Kul­tu­ren sein. Logis­tik ist ‚hands on‘ – aktiv und zupa­ckend. Bewer­ber soll­ten eine gute Por­ti­on Prag­ma­tis­mus und Fle­xi­bi­li­tät mit­brin­gen.“ Die Arbeit­ge­ber der Spe­di­ti­ons- und Logis­tik­bran­che ver­lan­gen viel von ihren Beschäf­tig­ten. Dafür bewe­gen sich die Mit­ar­bei­ter in einem Wirt­schafts­be­reich, der mitt­ler­wei­le der dritt­größ­te nach der Auto­mo­bil­wirt­schaft und dem Han­del ist. Prümm gibt jedoch zu beden­ken, dass nicht alle Berei­che die glei­che Dyna­mik ver­zeich­nen: „Zum Bei­spiel gilt die stark wach­sen­de Kurier‑, Express- und Paket­bran­che mit dem Online­han­del als Wachs­tums­mo­tor. Die Kon­trakt­lo­gis­tik besitzt nach wie vor Out­sour­cing-Poten­zi­al, und die mari­ti­me Logis­tik hat zwar welt­weit eine Wachs­tums­ra­te, steht aber unter gro­ßem Mar­gen- und Kos­ten­druck auf­grund von Über­ka­pa­zi­tä­ten.“ Im län­ger­fris­ti­gen Trend sieht der PwC-Exper­te die Bran­che wei­ter wach­send, in Tei­len sogar über dem all­ge­mei­nen Wirt­schafts­wachs­tum. Das bedeu­tet, der Wirt­schafts­be­reich schafft rela­tiv siche­re Arbeits­plät­ze. Und auch die Aus­sich­ten schei­nen wei­ter­hin rosig zu sein. Das bestä­ti­gen über 200 Mit­glie­der der Bun­des­ver­ei­ni­gung Logis­tik (BVL). Nach der Umfra­ge „Arbeit­ge­ber mit Zukunft“ mei­nen 90 Pro­zent der befrag­ten Unter­neh­men, dass sich die Logis­tik im Wachs­tum befin­det. Ent­spre­chend pla­nen über die Hälf­te der Fir­men, wei­te­re Mit­ar­bei­ter ein­zu­stel­len. Und auch die­je­ni­gen, die bereits einen Beruf dort haben, blei­ben gern, denn die Arbeit­ge­ber bie­ten gute Zukunfts­aus­sich­ten durch Wei­ter­bil­dungs­maß­nah­men.

Für mich wird Logis­tik nie lang­wei­lig. Das habe ich wäh­rend mei­ner Prak­ti­ka immer wie­der fest­ge­stellt. Und auch mein Vater hat als Logis­tik­ma­na­ger und Pro­fes­sor einen gro­ßen Bei­trag dazu geleis­tet, dass für mich ein Job in der Logis­tik ein Traum ist. Sie ist über­all und wie im Sport ein Mehr­kampf aus ver­schie­de­nen Dis­zi­pli­nen. Das Stu­di­um der Wirt­schafts­wis­sen­schaf­ten bie­tet eine gute Basis. Durch die Glo­ba­li­sie­rung und zuneh­men­de Arbeits­tei­lung bie­ten sich viel­fäl­ti­ge Auf­ga­ben in Indus­trie, Han­del und Dienst­leis­tung. Noch immer durch eine Män­ner­welt geprägt, sehe ich gera­de auch für Frau­en gute Chan­cen. Märk­te ver­än­dern sich immer schnel­ler, Pro­duk­te wer­den indi­vi­dua­li­sier­ter. Bei ste­ti­gem Kos­ten­druck müs­sen sich Beschaff ung, Pro­duk­ti­on und Dis­tri­bu­ti­on per­ma­nent anpas­sen. Und nur gemein­sam las­sen sich gan­ze Sup­p­ly Chains opti­mie­ren.

Chia­ra Loui­sa Frei­chel, 21 Jah­re, Bache­lor­ar­beit im Sup­p­ly Chain Manage­ment an der Juli­us- Maxi­mi­li­ans-Uni­ver­si­tät Würz­burg

Das gilt nicht nur für Logis­tik­kon­zer­ne wie Schen­ker, Küh­ne + Nagel, Dach­ser oder die Deut­sche Post. Auch die vie­len mit­tel­stän­di­schen, fami­li­en­ge­führ­ten  Logis­tik­un­ter­neh­men sind immer auf der Suche nach Talen­ten und för­dern die­se gern. Nicht zu ver­ges­sen sind die Indus­trie- und Han­dels­un­ter­neh­men. Hier gibt es vie­le Geschäfts­be­rei­che, die direkt oder indi­rekt mit logis­ti­schen Pro­zes­sen ver­bun­den sind.
Wer logis­ti­sche Pro­zes­se am Bei­spiel eines Pro­dukts betrach­tet, beginnt mit der Beschaf­fung der Roh­stof­fe. Die­se müs­sen direkt zur Pro­duk­ti­on gebracht wer­den. Nach­dem das Pro­dukt fer­tig ist, über­nimmt die Logis­tik wie­der. Zuerst macht es sich intern auf die Rei­se ins kor­rek­te Lager. Hier wird es ver­packt und ver­schickt. Flug­zeu­ge, Schif­fe, LKW oder Trans­por­ter über­neh­men den Trans­port zum Kun­den. Hier enden die logis­ti­schen Pro­zes­se jedoch noch nicht. Vie­le Pro­duk­te wer­den heu­te recy­celt und gehen zurück in den Kreis­lauf. Ent­spre­chend abwechs­lungs­reich sind die Auf­ga­ben. Es gibt weni­ge Bran­chen, die Schul­ab­gän­gern ein so brei­tes Spek­trum bie­ten – vom Fah­rer über den Fach­la­ge­ris­ten und Kauf­mann bis hin zu Fremd­spra­chen­und IT-Pro­fi s. Obwohl in die­sem Jahr nach Anga­ben des Bun­des­mi­nis­te­ri­ums für Bil­dung und For­schung 837 344 Schü­ler die all­ge­mein­bil­den­den Schu­len ver­lie­ßen, blie­ben in der Logis­tik vie­le Stel­len unbe­setzt. Die Zah­len der Bun­des­agen­tur für Arbeit bestä­ti­gen, dass die Logis­tik im Wett­be­werb um qua­li­fi zier­te Mit­ar­bei­ter nicht zu den favo­ri­sier­ten Wirt­schafts­be­rei­chen gehört. So mel­de­te die Bun­des­agen­tur für Arbeit im August 2015 43.500 offe­ne Stel­len für den Bereich Ver­kehr und Logis­tik. Das sind 19,8 Pro­zent mehr als im ver­gan­ge­nen Jahr. Auch im Bereich der Fahr­zeug- und Trans­port­ge­rä­te­füh­rung wird die Nach­fra­ge nach Per­so­nal immer grö­ßer. Im Ver­gleich zum Vor­jahr wuchs die­se um 23,8 Pro­zent. Damit sind 34.500 Stel­len unbe­setzt. Dabei bie­ten die Logis­tik­un­ter­neh­men häu­fig moder­ne, span­nen­de und inter­es­san­te Jobs. Sie sind stets wach­sam, ver­fol­gen die Märk­te und Kun­den genau und ruhen sich nicht auf ihren Lor­bee­ren aus. Das sieht auch PwC-Exper­te Prümm so: „Der Logis­tik soll­te eine Schlüs­sel­rol­le in der vier­ten indus­tri­el­len Revo­lu­ti­on, Indus­trie 4.0 genannt, zukom­men. Logis­tik­un­ter­neh­men – ob inhouse oder Logis­tik­dienst­leis­ter – haben die Chan­ce, bei der digi­ta­len Ver­net­zung zwi­schen den Unter­neh­men in der Sup­p­ly Chain zum Inno­va­ti­ons­füh­rer und Daten­in­te­gra­tor zu wer­den. Dazu müs­sen sie sich aber ent­spre­chend auf­stel­len, Kom­pe­tenz auf­bau­en und Mit­ar­bei­ter mit neu­en Qua­li­fi kat­io­nen ent­wi­ckeln.“

An einem Beruf in der Logis­tik gefällt mir beson­ders die enor­me Fle­xi­bi­li­tät, die man per­sön­lich mit­brin­gen muss. Ich kann hier inter­na­tio­nal arbei­ten und kom­me mit vie­len Men­schen zusam­men. Der inter­kul­tu­rel­le Aus­tausch ist für mich total span­nend. Zur Logis­tik bin ich durch mei­ne Aus­bil­dung zum Kauf­mann für Spe­di­ti­ons- und Logis­tik­dienst­leis­tun­gen beim Logis­tik­un­ter­neh­men San­ta­Fe Group in Ber­lin gekom­men. Nach mei­nem dua­len Stu­di­um wür­de ich gern noch mehr prak­ti­sche Erfah­run­gen im Beruf sam­meln. Dann zieht es mich in die Fer­ne. Das könn­te ich auch bei mei­nem jet­zi­gen Arbeit­ge­ber Agi­li­ty machen.

Simon Blunck, 25 Jah­re, dua­les Stu­di­um an der DHBW Lör­rach, Arbeit­ge­ber Agi­li­ty Basel

Das ist in vie­len Berei­chen auch schon gesche­hen. Die Logis­tik gehört zu den Trei­bern des „Inter­nets der Din­ge“, aus dem der Trend zur Indus­trie 4.0 gewor­den ist. Wer berufl ich auf Zukunft bau­en möch­te, soll­te sich mit der Digi­ta­li­sie­rung beschäf­ti­gen. „Sie erfor­dert in zuneh­men­dem Maße IT-Kom­pe­ten­zen. Um rele­vant zu blei­ben, benö­tigt die Bran­che Daten­ana­lys­ten, die Busi­ness-Intel­li­gence-Lösun­gen ent­wi­ckeln oder durch Advan­ced Ana­ly­tics bei­spiels­wei­se Absatz­pro­gno­sen erstel­len, durch die Lager­ma­nage­ment und Waren­dis­po­si­ti­on opti­miert wer­den kön­nen“, ana­ly­siert Prümm. Somit gehö­ren sei­ner Mei­nung nach zu den Schlüs­sel­qua­li­fi kat­io­nen in der ope­ra­ti­ven Logis­tik die Logis­tik­pla­nung, Sup­p­ly Chain Manage­ment und Auto­ma­ti­sie­rung. Ana­ly­ti­sches und orga­ni­sa­to­ri­sches Talent sind also gefragt.

Ich habe in der Logis­tik mit Men­schen aus allen Abtei­lun­gen zu tun. Das macht die Arbeit ein­fach greifb arer und viel inter­es­san­ter. Hin­zu kommt die inter­na­tio­na­le Aus­rich­tung in vie­len Unter­neh­men. Das fas­zi­niert mich. Bereits wäh­rend mei­ner Aus­bil­dung zur Indus­trie­kauff rau bei Byk Che­mie in Wesel hat­te ich im Kun­den­ser­vice Kon­takt zur Logis­tik. Da habe ich fest­ge­stellt, dass ich in die Logis­tik will. Ich habe dann einen Bache­lor in BWL mit der Ver­tie­fung Logis­tik gemacht. Jetzt bin ich dabei, mei­nen Mas­ter an der Fach­hoch­schu­le in Müns­ter zu absol­vie­ren. Danach möch­teich gern mei­nen Schwer­punkt auf die huma­ni­tä­re Logis­tik legen.

Sami­ra Guna­war­da­na, 27 Jah­re, aus­ge­bil­de­te Indus­trie­kauff rau, Mas­ter­stu­di­um an der FH Müns­ter

Fotos: Get­ty Images; Glo­wi­mages